„Pappelfällung am Sportplatz Zimmernsupra war völlig überzogen!“

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Zu der vor kurzem erfolgten Fällung von ca. 150 Pappeln am Zimmernsupraer Sportplatz erklärt Albrecht Loth, Vorstandsmitglied des NABU-Kreisverbands und des Kreisverbands Bündnis 90/Die Grünen:

Die Gothaer Kreisverbände von NABU, BUND und Bündnis 90/Die Grünen sind empört über die Fällung der Pappeln am Zimmernsupraer Sportplatz. Für die komplette Abholzung des dortigen Bestands hat es keinen triftigen Grund gegeben. Indem behördlicherseits gewissermaßen allen Bäumen ein deutliches Krankheitsbild attestiert wurde, hat man es sich wieder einmal sehr einfach gemacht. Dabei war aus unserer Sicht sowohl ein ausreichender Abstand der Bäume zum Sportplatz gegeben, als auch dessen Beeinträchtigung durch deren Wurzelwerk durchaus hinnehmbar. Eine teilweise Entnahme wäre aus diesem Grund völlig ausreichend und ein akzeptabler Weg gewesen. Den jüngeren und gesunden Bäumen hätte das immerhin die Möglichkeit gegeben, sich weiter zu entwickeln.

Dass es unterlassen wurde, den Naturschutzbeirat im Vorfeld dieser Maßnahme anzuhören, ist ein besonders schweres Versäumnis. Denn Pappeln stellen den bevorzugten Brutbaum des Rotmilans dar, dessen größte Brut- bzw. Revierbestände mit Abstand Deutschland aufweist. Die ostdeutschen Bundesländer, inklusive Thüringen, gelten als Kerngebiete der weltweiten Verbreitung (!), auch der Kreis Gotha trägt daher eine besondere Verantwortung für dessen Schutz.

Angesichts der Tatsache, dass laut dem seit 1992 im Kreis Gotha stattfindenden Rotmilan-Monitoring im Bereich Zimmernsupra/Tröchtelborn jährlich mindestens 3 Bruten des Rotmilans nachweisbar sind, ist eine derart rigorose Zerstörung von potentiellen Brutbäumen absolut nicht hinnehmbar, zumal der Rotmilan in den Roten Listen Thüringens in der Kategorie 3 verzeichnet, also bedroht ist! Hinzu kommt, dass viele der gefällten Pappeln bereits als Brutbäume für Mäusebussarde, Rabenkrähen, Turmfalken und Waldohreulen geeignet gewesen sind. Die Genehmigung dieses massiven Eingriffs durch die Untere Naturschutzbehörde stellt deshalb eine krasse Fehlentscheidung dar. Auch aus Sicht der Landwirtschaft sind die Auswirkungen problematisch. Immerhin werden bereits jetzt wieder Klagen von Landwirten über die auch in diesem Jahr drohende Mäuseplage laut.

Deren Bekämpfung durch natürliche Feinde, wie Greifvögel, wird durch die Zerstörung ihrer Lebensräume jedoch immer weiter eingeschränkt – für die Befürworter des im vergangenen Jahr in Thüringen zum Einsatz gekommenen Mäusegifts Ratron mit all seinen Negativfolgen für die heimische Tierwelt ist das eine Steilvorlage. Dass der zum Sportplatz führende Weg sinnigerweise auch noch „An den Pappeln“ heißt, erscheint aus heutiger Sicht geradezu makaber.

Der NABU wird dieses Thema deshalb auf der nächsten Sitzung des Naturschutzbeirats am kommenden Donnerstag thematisieren und eine detaillierte Aufklärung einfordern.“


Fliesenstudio Arnold