Trier entführt zwei Punkte aus Gotha

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Unterschiedlicher hätten die Auftritte kaum sein können: Fast auf den Tag genau vor 12 Monaten und ebenfalls am 12. Spieltag der Saison erlebten die Oettinger Rockets eine ihrer Sternstunden seit dem Aufstieg in die 2. Basketball-Bundesliga ProA. Damals triumphierten sie vor heimischer Kulisse gegen den bis dato ungeschlagenen Liga-Primus s.Oliver Baskets aus Würzburg mit 77:74 (33:38). Ein ähnlicher Höhenflug blieb gestern aus. Deshalb mussten sich die Gothaer beim allerersten Kräftemessen mit Liga-Neuling Gladiators Trier mit 67:76 (38:33) geschlagen geben.

Schwacher Trost für die Hausherren: Nach der zweiten Heimniederlage der Saison 2015/2016, mit neun Punkten Differenz zugleich die höchste insgesamt, liegen sie weiterhin auf Platz drei der Tabelle. Hingegen reihten sich die Gäste in das Feld der fünf Teams ein, die mit ausgewogener Bilanz (6 Siege / 6 Niederlagen) das breite Mittelfeld bilden und gleichzeitig verdeutlichen, wie ausgeglichen sich die Liga bis dato präsentiert: Platz drei und Rang zehn trennen lediglich zwei Erfolge. Allein diese Tatsache sollte den Blick für die bevorstehenden Aufgaben schärfen und den Rockets sinnbildlich auf die Sprünge helfen.

Fest steht: Mit der gestern gezeigten Leistung können die Gothaer nicht zufrieden sein. Zwar kamen sie gut ins Spiel und zu vier schnellen Punkten durch Center Delvon Johnson (4:0 / 1.). Doch spätestens nach Dwayne Evans’ Dunk zur ersten Gäste-Führung (12:14 / 6.) war klar, was die Gladiators im Schilde führten. Denn obwohl die Gastgeber im Anschluss einen 9:0-Lauf hinlegen und auf 21:14 (9.) davonziehen konnten, ließ sich Trier weder vor noch nach der Halbzeitpause (38:33) entscheidend abschütteln. Das lag allerdings auch daran, dass die Gothaer zu oft zu unkonzentriert agierten – deutlicher Beleg dafür sind insgesamt 23 Ballverluste.

Ungeachtet dessen erwischten die Rockets nach dem Seitenwechsel wieder den besseren Start. Mit schnellen Punkten zogen sie auf 45:36 (24.) davon, das war zugleich ihr größter Vorsprung im gesamten Spiel. Doch abermals kämpften sich die Gladiators, die kurzfristig auf ihren angeschlagenen Center Kilian Dietz verzichten mussten, wieder heran. Selbst drei krachenden Dunks von Delvon Johnson in kurzer Zeit, die für ausgelassene Stimmung auf den Rängen und den berühmt-berüchtigten Höllen-Lärm sorgten, beeindruckten die Gäste in keiner Weise.

Im Gegenteil: Zu Beginn des Schlussviertels drehten sie mächtig auf und schließlich die Partie. Maßgeblichen Anteil daran hatte Power Forward Dwayne Evans, der letztlich mit 23 Punkten, 10 Rebounds und 7 Steals zum überragenden Akteur des Abends avancierte: Allein im vierten Durchgang erzielte der US-Amerikaner 11 von insgesamt 28 Punkten für die Gäste. Hingegen gelang den Rockets in den ersten fünf Minuten des finalen Abschnitts kein einziger Punkt.

Folge: Mitte des Durchgangs gingen die Gladiators mit 54:53 (34.) zum zweiten Mal in Führung – und die gaben sie fortan nicht mehr aus der Hand. Zwar stemmten sich die Rockets gegen die drohende Niederlage. Doch was sie auch probierten: Ihnen fehlte zu oft das Glück, das ihnen in der Vorwoche beim Last-Second-Sieg in Kirchheim hold war. Derweil trafen die Gäste in dieser Phase auch die Big Shots – kurz vor Ultimo führten sie 76:64: die Entscheidung.

„Glückwunsch an die Gladiators, sie waren heute die bessere Mannschaft und haben genau das bestätigt, was ich bereits vor dem Spiel betont haben: Trier ist viel besser als es die Tabelle widerspiegelt“, sagte Gothas Head Coach Chris Ensminger bei der Pressekonferenz nach der Begegnung. „Alles in allem war das gewiss nicht unser bester Tag: Mit 23 Ballverlusten kannst du gegen ein starkes Defense-Team wie Trier nicht gewinnen und auch nicht den Anspruch erheben, zu den Top-Teams zu zählen. Ungeachtet dessen möchte ich mich bei unseren Fans bedanken, die uns auch anfeuern und hinter uns stehen, wenn es mal nicht so gut läuft.“

Indes machte Gäste-Coach Marco van den Berg bei der Pressekonferenz dort weiter, wo seine Schützlinge kurz zuvor aufgehört hatten: Er sammelte mit einem sehr sympathischen Statement jede Menge Pluspunkte bei seinen Zuhörern: „Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen. Denn diese Hölle ist mit Sicherheit einer der schwierigsten Plätze, um einen Auswärtssieg zu erobern – doch das haben wir geschafft: vor allem, weil wir im vierten Viertel erwachsener gespielt haben, als das bei den vielen knappen Niederlagen zuvor der Fall war. Auch deshalb ist das ein wichtiger Tag für uns: Trier braucht in erster Linie wieder Hoffnung. Die Pleite in der vergangenen Saison hat so hart reingehauen in die Basketball-Kultur in der Region. Dieser Sieg gibt uns Aufwind und zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind!“

Oettinger Rockets Gotha – Gladiators Trier 67:76 (38:33)

Viertel: 23:17 / 15:16 (38:33) / 15:15 (53:48) / 14:28 (67:76)

Oettinger Rockets Gotha: Guyton (31:56 Minuten / 14 Punkte / 4 Assists / 3 Rebounds), Riewer (22:39 / 6 / 3 / 0), Razis (22:20 / 5 / 5 / 0), Durant (3:05), Dejworek (nicht eingesetzt), Lodders (16:01 / 3 / 1 / 2), Woods (21:00 / 2 / 0 / 2), Johnson (24:45 / 16 / 0 / 6), Lawson (20:55 / 11 / 0 / 7), Völler (15:55 / 3 / 1 / 5), Gomila (21:24 / 7 / 0 / 3), Abdulkader (nicht eingesetzt)

Gladiators Trier: Smit (32:45 Minuten / 5 Punkte / 7 Assists / 1 Rebound), Evans (32:02 / 23 / 2 / 10), Spearman (31:46 / 21 / 0 / 7), Eggleston (28:09 / 9 / 1 / 3), Herrera Kratzborn (27:18 / 0 / 2 / 0), Breiling (17:22 / 12 / 0 / 4), Weber (13:17 / 0 / 1 / 2), Hennen (7:15 / 0 / 0 / 1), Dahlem (7:03 / 3 / 1 / 0), Breu (3:03)

Zweier Gotha: 21 von 39 (54 Prozent)
Zweier Trier: 17 von 35 (49 Prozent)

Dreier Gotha: 3 von 15 (20 Prozent)
Dreier Trier: 10 von 25 (40 Prozent)

Freiwürfe Gotha: 16 von 20 (80 Prozent)
Freiwürfe Trier: 12 von 20 (60 Prozent)

Rebounds Gotha: 33 (8 Offense / 25 Defense)
Rebounds Trier: 33 (10 / 23)

Assists Gotha: 14
Assists Trier: 14

Ballverluste Gotha: 23
Ballverluste Trier: 17

Ballgewinne Gotha: 5
Ballgewinne Trier: 10

Zuschauer: 1610

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