Volleyballer des Ohrdrufer SV mussten sich geschlagen geben

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In einem denkwürdigen und sehr unterhaltsamen Derby setzte sich der VC Gotha gegen einen unermüdlich kämpfenden Ohrdrufer SV mit 3:1 (-19; 23; 17; 23) durch und verteidigte die Tabellenführung in der Volleyball-Regionalliga Ost.

Es gab nach dem Anpfiff kein langes Abtasten, sondern beide Mannschaften gingen in der gut gefüllten Ernestinerhalle gleich intensiv zur Sache. Von der ersten Spielminute an, bot man den Fans beider Lager das, was diese vom Derby erwarteten, nämlich Kampf und Spannung pur. Ohrdruf musste mit Zuspieler Habedank und Angreifer Bauer auf zwei Leistungsträger verletzungsbedingt verzichten und auch Gotha fehlte mit dem erkrankten Mittelblocker Marcel Bruns ein wichtiger Akteur.

Auf den Zuschauerrängen übernahm der zahlreich angereiste Ohrdrufer Anhang die akustische Führerschaft und auch auf dem Spielfeld versuchten die gut eingestellten Gäste gleich den Favoriten zu überraschen. Das gelang im 1.Abschnitt mit zunehmender Spieldauer immer besser. Keinen Ball gaben die bekanntermaßen abwehrstarken Ohrdrufer verloren. Beim Tabellenführer machte sich demgegenüber eine gewisse Lähmung und Nervosität breit. Zuspieler Christian Franz hatte nicht seinen besten Tag erwischt und auch Gothas Angreifer konnten sich im gesamten 1.Satz zu selten durchsetzen. Folgerichtig setzten sich die Gäste im Schlussabschnitt immer weiter ab und kamen zu einem überraschend deutlichen 25:19 Satzgewinn.

Im folgenden 2.Satz stellte Gothas Trainer Jörg Schulz um und brachte Stephan Werner für Björn Bräuner in die Mitte, weil er auf dessen größere Erfahrung setzte. Doch die Verunsicherung der Gothaer Spieler ging zunächst weiter. Selbst härteste Angriffe entschärfte Ohrdrufs Feldabwehr teilweise spektakulär. Sensationell, wie Libero Schumann zum Beispiel einen in die Angriffszone geschmetterten Ball rettete. Beim Stand von 0:5 musste man aus Gothaer Sicht schlimmes befürchten. Schulz wechselte erneut und brachte für den glücklosen Franz nun Markus Braune ins Zuspiel. Dieser Wechsel wirkte fast wie ein Weckruf. Kapitän Marcel Herrmann wurde immer stärker und seine Angriffe kaum noch zu stoppen. An seiner Seite steigerten sich jetzt auch die beiden Außenangreifer Enrico Protze und Michael Steuding. Gotha glich aus und ging beim 7:6 erstmals in Führung. Doch glänzenden Aktionen folgten regelmäßig Unkonzentriertheiten. Entsprechend ausgeglichen ging es weiter. Ohrdruf ackerte und rackerte, so dass sich der Favorit jeden Punkt mühsam erarbeiten musste. Beim 22:18 für den VC schien dann der Bann gebrochen und der Gastgeber kurz vorm Satzgewinn. Aber wieder kämpfte sich der OSV heran und glich zum 23:23 aus. Ein Aufschlagfehler, des ansonsten sehr guten „Ersatzzuspielers“ Fritsch und ein Block von Herrmann führten dann zum Satzausgleich für Gotha.

Der 3.Satz sah dann einen wesentlich stärkeren VC. Gute Blockarbeit und ein druckvolleres Angriffsspiel brachte eine schnelle 6:2 Führung. Für Ohrdruf kam es jedoch noch schlimmer. Deren bis dahin bester Angreifer Ellmrich verletzte sich am Sprunggelenk und konnte nicht weiter spielen. Die daraus resultierende Verunsicherung beim OSV nutzten die Hausherren konsequent  zum deutlichen 25:17 Satzgewinn.

Wer jetzt allerdings dachte, damit wäre eine Vorentscheidung gefallen, sah sich schnell getäuscht. Ohrdruf gab einfach nicht auf und bewies einmal mehr, dass mit Kampfgeist und Motivation auch ein vermeintlicher Underdog durchaus in der Lage ist, gegen individuell besser besetzte Gegner zu bestehen. Davon beeindruckt, unterliefen den Gothaern wieder mehr Fehler. Wie schon in den Anfangssätzen gelang es zu oft nicht, den Vorteil des Side out, der eigene Angriff bei gegnerischem Aufschlag, zu nutzen. Hinzu kam, dass man in dieser Phase Ohrdrufs Schnellangreifern zu viel Raum gab. So machte man sich das Leben noch mal unnötig schwer und trieb dem eigenen Anhang so manche Schweißperle auf die Stirn.  Doch es spricht letztlich für die Klasse der Gastgeber, dass man trotz einer insgesamt nur durchschnittlichen Leistung am Ende als Sieger das Feld verließ.

Die Zuschauer aber hatten ein höchst unterhaltsames und spannendes und von beiden Seiten fair geführtes Derby gesehen und dankten das beiden Teams mit langanhaltendem Beifall.

Für Gothas Trainer Schulz, der diesmal sehr aktiv an der Seitenlinie coachte, war nach dem Abpfiif die Erleichterung deutlich anzumerken. „Die Ohrdrufer haben uns heute wirklich alles abverlangt. Bei uns lief es nicht immer rund. Es war ein Nervenspiel, in dem uns die Favoritenbürde doch etwas gedrückt hat. Dennoch ist der Sieg sicherlich nicht unverdient“, lautete sein Statement nach Spielende.

Für den VC Gotha gilt es nun am kommenden Wochenende beim Mitfavoriten VSV Oelsnitz zu bestehen und sich mit einem Sieg in der Tabelle weiter abzusetzen.

 

VC Gotha mit: Marcel Herrmann, Christian Franz, Enrico Protze, Carsten Strecker, Björn Bräuner, Marek Reichel, Markus Braune, Michael Steuding, Stephan Werner, Richard Henze und Robert Werner