Gothaer Pflegeheim: „Wir erleben gerade eine große Solidarität“

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Nicht aus Amsterdam kamen die Tulpen, die bei Heidrun Vogel Freude auslösen, sondern von der Gothaer Filiale von „Blume 2000“. Foto: Städtische Heime Gotha gGmbH

Von Sundhäuser Grundschülern gemalte Bilder, Leckeres von Thüringens bekanntesten Kuchenbäckern Thoks, Gesichtsmasken und Seifen von „Love Rose Cosmetics“, ein Meer von Tulpen von der „Blume 2000“ und ganz viele selbstgenähte Mundmasken von selbstlosen Menschen aus Gotha und dem Umland…

All das kam in den letzten Tagen in der „Städtische Heime Gotha gGmbH“ an und gestern spendete dann noch Gothas „Rotary Club“ 1.000 FFP2-Masken.

Gerührt, immer noch überwältigt davon ist Geschäftsführerin Andrea Drewlo. Sie und die 250 Beschäftigten, die in den drei Gothaer Pflegeheimen arbeiten, haben harte Wochen hinter sich – und wissen, dass es so weitergehen wird.

Denn gerade die Alten- und Pflegeheime sind in Zeiten von Corona hochsensible Orte: Schlägt das Virus hier zu, kann es dramatische Folgen haben. Meldungen über Dutzende Infizierte, über Tote auch in Deutschland gingen durch die Medien.

Und trotz aller Vorsicht, trotz penibel eingehaltener Hygienevorschriften, trotz noch mehr Achtsamkeit unter- und füreinander hat es nun auch das Gothaer Pflegeheim getroffen.

Anfang der Woche waren es zehn Bewohnerinnen und Bewohner eines Wohnbereiches, die sich mit dem Virus infiziert hatten und acht der 120 Beschäftigten des Alten- und Pflegeheimes „August Creutzburg“.

Die zehn älteren Bewohnerinnen und Bewohner wurden in einer der beiden Etagen, die jeweils einen Wohnbereich ausmachen, unter Quarantäne gestellt. Fünf der Beschäftigten kamen in häusliche Quarantäne. Die anderen drei, die leichte Symptome zeigten, aber keine Beschwerden haben, arbeiten weiter – in 12-h-Schichten sich abwechselnd, ausschließlich in der Quarantäne-Etage. Dies, solange sie symptomfrei sind. Das Trio muss die komplette Schutzkleidung tragen und darf keinerlei Kontakte mit Nicht-Infizierten haben. Diese Mitarbeiter dürfen nach der Arbeit zwar nach Hause, in die häusliche Quarantäne, unterliegen aber strengen Vorgaben. So müssen sie mit dem Privat-PKW fahren, dürfen nicht Bus noch Straßenbahn fahren. Ihre einzuhaltenden Auflagen auf Arbeit: sie haben einen eigenen Eingang, eigene Umkleiden, eigene Duschen.

Unterstützt werden sie von Freiwilligen. Das sind Frauen und Männer aus dem Unternehmen, die ebenfalls im 12-h-Dienst arbeiten. Auch sie sind streng getrennt von allen außerhalb des Quarantänebereichs.

„Wir haben schon vor fünf Wochen angefangen, bei allen in den Häusern die Temperatur zu messen und Symptome zu erfassen“, unterstreicht Andrea Drewlo. Die Türen wurden geschlossen, Angehörige und andere Besucher durften nicht mehr die Häuser betreten.

Und trotzdem passierte es: Ein Pfleger zeigte vor drei Wochen Symptome. Betriebsarzt Dr. Manfred Heimbrodt testete ihn – mit positivem Ergebnis. „Als ein weiterer Infektionsverdacht untersucht wurde, hat er mich sogar noch am späten Abend, nach 22 Uhr angerufen, als das Ergebnis vorlag“, erinnert sich Drewlo, die erleichtert ist und voll des Lobes, dass sie den bekannten Gothaer Mediziner an ihrer Seite weiß.

Am nächsten Morgen sei man in den Krisenmodus gestartet. Das zuständige Gesundheitsamt des Kreises wurde informiert. Dr. Heimbrodt kam eine Woche später, um die komplette Belegschaft und alle Bewohner des betroffenen Wohnbereiches zu testen.

Seit dieser Woche gibt es wöchentlich weitere Tests durch das Gesundheitsamt. „Das muss einfach sein und wir drängen auch darauf.“

Alltag im üblichen Sinne herrscht also keiner. Und dennoch versucht Andrea Drewlo mit ihrem Team, den Bewohnern Gewohntes zu bieten. „Sie sind allerdings auch sehr verständnisvoll.“

Selbst Kontakt zu den Familien ist möglich, allerdings anders als vor Corona – und vor allem nicht in der Häufigkeit. Solche Besuchstermine werden auf Wunsch vergeben, weil sie aufwändiger als sonst sind, geplant und organisiert werden müssen. Dafür begleitet nämlich dann Personal die jeweiligen Heimbewohner auf die Terrasse oder die Balkone bzw. in die Cafeteria. Dort wird dann die Außentür geöffnet, vor der dann der Besuch wartet. Auch wenn es manchem schwer falle, „Distanz zu halten, ist ein dringendes Gebot der Vernunft“. Drewlo weiß, dass das nicht leicht ist. Vor allem zu Beginn der Isolation habe es auch schon mal böse Worte und Unverständnis gegeben, was sich aber gegeben habe.

Trotz der acht Erkrankten sei bisher auch die Betreuung der Bewohner gesichert. „Wir halten alle arbeitsrechtlichen, hygienischen und sonstige Vorgaben ein“, versichert Andrea Drewlo. Und sie ergänzte: „Mein Dank gebührt allen Mitarbeitern des Unternehmens für ihren unermüdlichen täglichen Einsatz in dieser turbulenten Zeit.“

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