Umfangreiche Bauarbeiten im Jenaer Universitätssportzentrum

0
2379
Bilderarchiv Kremer: Bei den Kreismeisterschaften in der Leichtathletik 1951 siegte Erich Leitel über 100 Meter. Im Hintergrund erkennt man da die Bauarbeiten von Schott zur Erweiterung des VfB Sportheims.

(TLZ vom 2. August 2017 Nr. 548) Wer die letzten Monate durch die Oberaue gekommen ist, der wird im Umfeld des Universitätssportzentrums (USZ) umfangreiche Baumaßnahmen festgestellt haben. Ein Großteil der Außenanlagen wurde oder wird saniert oder völlig neu gebaut. Nachdem schon im letzten Jahr der Kunstrasenfußballplatz erneuert werden konnte, kamen jetzt die Beachanlage, die Kunstrasentennisplätze, der Hauptfußballplatz mit Laufbahn und vieles andere an die Reihe. Diese Arbeiten, die die Universität in Auftrag gegeben hat, werden durch das „Aufbauhilfsprogramm zur Wiederherstellung der Infrastruktur in den Gemeinden infolge des Hochwassers…und aus Mitteln der Sportstättenförderung“ finanziert. Dazu kommen noch die Spendengelder, die die Stiftung Jenaer Universitätssport gesammelte hatte. Fast 300 Spender beteiligten sich an der Aktion, die über 30.000,00 €, davon über 5.000,00 € für das Kanubootshaus und 560,00 € für die Finnbahn einbrachte.

Die insgesamt mehrere Millionen teure Sanierung, ist die größte Ausgabe des Landes seit 124 Jahren, für die am stärksten frequentierte Sportanlage von Jena. Neben vielen der 3.500 USV-Mitgliedern, den Frauenfußballerinnen aller Altersklassen sind vor allem die Hochschulsportler Jenas die Hauptnutzer des USZ. Die Zahl der Hochschulsportler schwankt je nach Semester und vorlesungsfreier Zeit zwischen ca. 2000 bis 7000, wobei nicht alle im USZ aktiv sind.

Gegründet wurde das heutige USZ als Privatinitiative vom Gymnasiallehrer Hermann Peter zusammen mit dem Magister John F. Findlay 1893, um in Jena einen „normgerechten“ Fußballplatz zu haben. Das beim ersten Fußballspiel genutzte „kleine Paradies“ war mit ca. 30 Metern nur halb so breit, wie nach den schon damals gültigen Regeln üblich. Um das Projekt stemmen zu können, gründete Hermann Peter gemeinsam mit dem bekannten Uni-Professor Ludwig Knorr und dem Fabrikanten Gustav Netz eine als gemeinnütziger Verein eingetragenen Genossenschaft. Jedes Genossenschaftsmitglied konnte anfangs bis zu 20 Geschäftsanteilen a 100,- Goldmark (M) erwerben. Im Gründungsjahr 1893 hatte der Verein schon 2,5 ha Wiesenflächen angekauft. Der Finanzabschluss von 1912 ergab, dass der Spielplatzverein seit 1894 Ausgaben in Höhe von 55.693, 21 M hatte, dafür wurden vor allem Grundstücksflächen erworben. Insgesamt konnten über acht Hektar in Nutzung genommen werden. 30.200,- M waren Anteile der Genossenschafter, 15.600 M waren Schulden bei Hermann Peter (8.000,-) und dem Gymnasiallehrer Max Walterhöfer (7.600,-).

Für 55 693, 21 M erwarb 1914 die Universität das gesamte Gelände. Die Genossenschaftler und Privatschuldner wurden mit dem Geld ausgezahlt. Hermann Peter, der den Verkauf initiiert hatte, da er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage war, den gesamten Sportbetrieb und die Verwaltung zu steuern, unterstützte den neu eingestellten Universitäts- Turn- und Sportlehrer Hermann Eitel noch bis 1916 bei der Verwaltung des Sportgeländes.

Die Universität hatte das Geld nicht aus dem eigenen Haushalt genommen sondern von der städtischen Brauerei einen Kredit erhalten. Bis 1943 wurde aus Platz-Vermietungseinnahmen Zins- und Tilgung des Kredits getätigt. Die Restgrundschuld von 32.000,- M übernahm dann die Zeiss-Stiftung.

Den Bau von Gebäuden, einer Laufbahn und alle Unterhaltungsarbeiten wurde ab 1921 vor allem vom Verein für Bewegungsspiele (VfB, heute USV), dem Hauptnutzer, getragen.

Nach dem II. Weltkrieg und dem Verbot aller Sportvereine war kurzzeitig die Uni der alleinige „Träger“ der Sportanlage. Da die vorhandenen Haushaltsmittel immer knapp waren, schloss die Uni schon 1947 mit der Firma Schott einen langjährigen Pachtvertrag, der vorsah, dass anfallende Kosten geteilt und größere Investitionen von Schott getätigt werden konnten. Schott begann daraufhin mit der Erweiterung des Hauptgebäudes und einer Sanierung der Plätze, die zum Teil Bombenschäden hatten. 1954 wurde unter Einbeziehung von Jenapharm ein Konsortium unter der Bezeichnung „Gemeinschaftsanlage“ gebildet. In der Folge baute die BSG Chemie Jena mit Hilfe von Jenapharm das Gelände und die Gebäude schrittweise zu einem Sport-, Freizeit- und Kulturzentrum des Betriebes aus. Die Universität überließ Chemie das Hauptgebäude und den davor liegenden Parkplatz kostenlos, damit sich daraus in den 1960er Jahren ein Betriebskulturhaus entwickeln konnte. Im Volksmund hieß die Anlage jetzt unzutreffender Weise „Chemie-Sportpark“, bzw. „Chemie-Sportplatz“ und das Hauptgebäude „Chemie-Heim“. Die Unisportler nutzten zum Umkleiden einen Barackenbau und die Uni baute einen ehemaligen „Rinder-Offenstall“ als überdachte Trainingsfläche auf dem Gelände.

Nach der politischen Wende in der DDR kaufte der Freistaat Thüringen 1991 das Hauptgebäude und den Parkplatz für harte „Westmark“ von Jenapharm zurück und widmete die gesamte Anlage dem Hochschulsport. Mit Hochwasser-Hilfsgeldern konnten 1994 die Tennisplätze neu gebaut werden. Die erste Großinvestition in Neubauten durch den USV zwischen 1999 – 2002 in Höhe von fast 4 Millionen förderte der Freistaat mit ca. 40%.

Die jetzt verbauten Millionen verbessern die Möglichkeiten für viele Sportarten grundlegend und bieten sogar Kapazitäten, dass der Hochschulsport Plätze auch an Nichtuniangehörige vermieten kann.

Dr. H. Kremer

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT