Schloss Friedenstein zieht Jahresbilanz

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Dies Jahresbilanz 2018 der Stiftung Schloss Friedenstein kam später als gewöhnlich. Das habe drei Gründe, sagte zu Beginn der Pressekonferenz am Montag Marco Karthe, der Chefkommunikator der Stiftung.

Karthe nannte den Hochzeitstag von Queen Victoria und Prinz Albert von Sachsen-Gotha-Coburg am 10. Februar 1840. Zudem bestehe die Stiftung Schloss Friedenstein nun 15 Jahre, die am 1. Januar 2004 gegründet wurde. Und schließlich habe der neue Schlossherr Dr. Tobias Pfeifer-Helke erst am 1. Februar seinen Dienst angetreten (mehr zu Pfeifer-Hilke hier!).

Er war im vorigrn Jahr von einer Findungskommission erkoren worden, nachdem im Februar völlig überraschend nach 10 Jahren an der Spitze der Stiftung Dr. Martin Eberle seinen Rückzug erklärt hatte (mehr zum Abgang von Dr. Eberle hier!).

Ehe der aber zu Wort kam, verging einige Zeit. Denn zunächst gab es eine gefühlt lückenlose Rückschau auf jede Ausstellung, jedes Ereignis, jeden Neuerwerb.

Da war man „Auf Expedition nach Afrika“ und auf den Spuren von Ernst dem II. gewesen.
Die ist derweil abgebaut. Denn in den Räumen im Herzoglichen Museum wird ab 16. Februar „Auf die feine englische Art“ – wie die Ausstellung heißt – Schabkunst präsentiert, die vor allem in England ein Hoch-Zeit erlebte.

Bis März ist noch die Wanderausstellung übers Lebenswerk von Heinz Sielmann zu sehen. Wie seit Jahren gab es mit den „Glanzlichtern“ Europas beste Naturfotografien zu sehen und traditionell ebenso „Die Tiere des Jahres“.

Es ging aber auch um Spitzen von der Renaissance bis zum Rokoko und Schätze aus dem Fundus an Fächern wurden präsentiert. Dafür erlaubte man sich in der Ausstellung dann auch den Spaß, einen schwarzen Kater auf einer Vitrine zu platzieren

Man erinnerte an den Ostereiermarkt, das Kinderfest, das Ekhof-Festival, das Barockfest, die Museumsnacht, den Thüringer Schlössertag etc.

Erinnert wurde an spektakuläre Rückkehrer:
Den Elfenbein-Humpen (mehr über die Rückkehr des Humpens hier!).
Den Gothaer Tafelaltar. Dessen 162 Tafeln machen ihn zum größten und wichtigsten Stück reformatorischen Bildkunst. Er war restauriert worden und dann im Reformationsjahr auf Wanderschaft – so etwa in Minneapolis (USA) und auch in Stuttgart, wo er um 1540 entstand.
Nun hängt er spektakulär umrahmt vom „Gothaer Liebenspaar“ und von einem Porträt von Christian Brück, das Cranach der Jüngere 1555 malte.

Dieses Bild hatte Gotha in vier Stücken und zur Restaurierung verlassen und war ebenfalls 2018 wieder zurückgekehrt.

Ohne Moos nix los. Das gilt auch für Museen. Umso wichtiger daher der Beistand, den der Freundeskreis Kunstsammlungen Schloss Friedenstein und die Museumslöwen gewährten, von dem Dr. Timo Trümper berichtete, der die wissenschaftliche Arbeit und die Sammlungen als Direktor verantwortet. Diese auch finanzielle Beistand der beiden Vereine ermöglichte weitere Neuerwerbungen wie zwei Porzellangemälde und Gothaer Porzellane, die bestehende Sammlungen trefflich ergänzten.

Doch trotz dieser schier erdrückenden Menge an Angeboten war die 2018er Publikumsbilanz eher negativ, der berühmte Wermutstropfen im Freudenbecher: Mit rund 134.000 Besuchern kamen fast 16 % Besucher weniger als im Jahr davor.

Karthe vermutete den heißen Sommer als Grund, räumte aber auch ein, dass die Zugkraft der Jahresausstellung enttäuscht habe: Die hatte „Die Welt im Modell“ gezeigt, mit mehr als 130 Objekten und auf 430 qm den Bildungs- und Wissensstand während der Aufklärung dokumentiert.

Und was bringt nun eigentlich 2019?
Zunächst den Beginn der auf 15 Jahre geplanten Bauarbeiten. 60 Mio. Euro stehen dafür bereit.

Thomas Huck, der Direktor Sammlungen und Restaurierungen, berichtete über umfängliche Vorarbeiten.

Die waren nötig, weil als erstes das Dach des Schlosses saniert wird. Im März oder April sollen nun Gerüste gestellt werden. Zuvor war schon das Dachgeschoss vor zwei Jahren geräumt worden, um den Schadensumfang zu schätzen.

Die Schäden seien so groß gewesen, dass auch das 2. Obergeschoss im Westflügel geräumt werden musste. Das geschah ab September 2018. 20 große Gemälde, Sofas, auch das Napoleon-Bett und anderes habe man in ein temporäres Depot gelagert – dort, wo später im Westflügel der Aufgang und der Fahrstuhl eingebaut werden.

Und natürlich gibt es auch wieder Veranstaltungen: Mindestens all jene, die seit Jahren nun schon fixe Termine in Kalendern sind.

Dazu kommt einiges, was mit der seit mehr als 300 Jahren bestehenden Verbindung mit dem englischen Königshaus zu tun hat.

Und im Bauhaus-Jahr wird es eine Präsentation von Aquarellen und diversen anderen Werken des Universalkünstlers Oskar Schlemmer geben. Der hat sich als Maler, Zeichner, Grafiker, Bildhauer, Bühnenbildner, Wandgestalter, Autor und als Choreograf einen Namen gemacht hat.

Dr. Timo Trümper jedenfalls ist sich sicher, das „Oscar Schlemmer – das Bauhaus und der Weg der Moderne“ spektakulär werden wird.

Ja, und auch Dr. Tobias Pfeifer-Hilke kam, wenn auch fast zum Schluss und recht kurz, auch noch zu Wort: Den neuen Schlossherrn erwartet eine 15 Jahre währende Baustelle – mit jederzeit möglichen Überraschungen, wie sich zum Beispiel jüngst am Orangenhaus zeigte. Das musste kurzfristig gesperrt werden, weil der Dachstuhl einzustürzen drohte…

Doch er weiß, woran er ist. Und er weiß auch, dass er liefern muss. Doch das trübt seinen Blick auf Realitäten – wie den doch heftigen Besucherrückgang – nicht, wie im Interview zu hören ist.

 

H&H Makler

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