Das Ekhof-Theater virtuell neu erleben

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Das Ekhof-Theater in einer Virtual-Reality-Darstellung. Screenshot. Stiftung Schloss Friedenstein

Gotha (red, 25. Juni). Seit heute kann man die neue Ausstellung „Hinter den Kulissen – Das Ekhof-Theater neu erleben“ erkunden, die auf Schloss Friedenstein Gotha im  Westturm eröffnet wurde.

Als eines der ältesten barocken Theater mit noch existierender Bühnenmaschinerie ist das Ekhof-Theater selbst das größte und wichtigste Ausstellungsstück, das mithilfe digitaler Möglichkeiten und Nachbauten unabhängig von tatsächlichen Aufführungen lebendig erfahrbar wird. „Hinter den Kulissen. Das Ekhof-Theater neu erleben“ erzählt die Geschichte des Theaters und gibt Einblicke in die Funktion der historische Bühnenmaschinerie. Gäste können selbst aktiv werden und für Wind, Donner und Regen sorgen oder die Glocke für den Kulissenwechsel läuten. Über die neue Virtual-Reality-Anwendung finden sie sich mitten im historischen Theater um 1775 wieder und erleben den Probenalltag mit Conrad Ekhof, dem „Vater der deutschen Schauspielkunst“.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 – 17 Uhr (Apr. bis Okt.), 10 – 16 Uhr (Nov. bis März)
An Feiertagen geöffnet, 24. und 31.12. geschlossen.

Eintritt:
5 Euro (ermäßigt 2,50 Euro) oder Tageskarte der Museen
Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 16. Lebensjahr haben freien Eintritt.
Für Gruppen ab 10 Personen bitten wir um Voranmeldung!

Das Ekhof-Theater
Von klein auf theaterbegeistert ließ Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg nach seinem Regierungsantritt 1675 im Ostturm von Schloss Friedenstein ein Theater errichten, das allerdings bereits 1678 bei einem Brand zerstört wurde. Kurz nach seiner zweiten Eheschließung 1681 gab er daher den Einbau des festen Theaters im Westturm von Schloss Friedenstein in Auftrag. Noch im gleichen Jahr stand der Herzog gemeinsam mit seinen Kindern erstmals auf der Bühne; endgültig abgeschlossen waren die Bauarbeiten jedoch erst 1687.

Nach dem Vorbild der um 1640 von Giacomo Torelli, einem Mailänder Bühnenbildner, erfundenen Kulissenbühne wurde das neue Schlosstheater mit modernster Bühnentechnik ausgestattet. Das Bühnenbild ist perspektivisch aufgebaut. Es besteht aus hintereinander gestaffelten Kulissenflügeln zu beiden Seiten der Spielfläche, dem Rückprospekt, der die Bühne nach hinten abschließt und aufgerollt nach oben gezogen werden kann, sowie den Soffitten, passend bemalten Textilien, die über der Bühne hängen und die Obermaschinerie verdecken. Die Kulissenflügel auf der linken und rechten Seite der Szene stehen in sogenannten Kulissenwagen, die sich unter der Bühne befinden. Damit können die Kulissen entlang der Schlitze im Bühnenboden, den „Freifahrten“, aus dem Blickfeld der Zuschauer hinaus- und wieder hereingefahren werden. Jeweils drei Kulissenflügel stehen direkt hintereinander und ermöglichen so drei Wechsel des Bühnenbildes. Damit die Kulissen, der Rückprospekt und die Soffitten gleichzeitig verwandelt werden können, sind alle Teile mit einem ausgeklügelten System von Seilen und Wellbäumen untereinander verbunden. Innerhalb von Sekunden kann das komplette Bühnenbild ausgewechselt werden. Effektmaschinen wie Flugwerke, Versenkungen, Donnerschacht und Windmaschine ergänzen das barocke Theatervergnügen.

Seine künstlerische Glanzzeit erlebte die Spielstätte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als 1774 die Seylersche Schauspiel-Gesellschaft um Conrad Ekhof (1720 – 1778) nach Gotha kam. Der geborene Hamburger gilt als Begründer der realistischen Darstellung, die sich zu dieser Zeit erst herausbildete. Als „Vater der deutschen Schauspielkunst“ ging er in die Theatergeschichte ein. Ekhof förderte den Nachwuchs und sicherte zugleich mit der Anregung einer Pensionskasse die Altersversorgung. Seine Absicht, diese auf ganz Deutschland auszuweiten, wurde 1778 durch seinen frühen Tod zunichtegemacht. Im Jahr darauf löste der Herzog das Theater auf. Die meisten Darsteller gingen nach Mannheim, wo sie etwa in der berühmten Uraufführung von Schillers „Die Räuber“ mitwirkten.

Heute ist das Theater als „Ekhof-Theater“ weltbekannt und gehört zur europäischen Route „Historische Theater“. In den Sommermonaten findet dort das Ekhof-Festival statt.

 

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