Das wird ein bisschen wehtun

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Besser konnte man die Frühlingslese 2012 nicht beenden als mit einem vor Freude tobenden Publikum im restlos ausverkauften Haus der sozialen Dienste letzten Freitag in Erfurt.

Ein Garant für besten Alltagshumor aus den Tiefen der Familie zupfte feinsinnig den Schlussakkord. Stefan Schwarz drohte: „Das wird ein bisschen wehtun“. Die Lachmuskeln werden die meisten der begeisterten Zuschauer nach dem Erwachen am nächsten Tag gespürt haben.

Nach mehreren erfolgreichen Bänden mit Geschichten und Kolumnen, u.a. „Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut“, war es für Stefan Schwarz höchste Zeit, die Welt endlich mit einem Roman zu beglücken. Nun ist er da und ich wusste,  wir werden ihn lieben.

Dorit ist eine Frau mit prächtigen Hüften, findet  Max. Als ihr langjähriger Ehemann weiß er, wovon er spricht. Es gab Zeiten, da ihn allein der Anblick dieser Hüften in sexuellen Taumel versetzte. Aber tempi passati, Menschen werden älter, das Begehren lodert nach sechzehn Ehejahren nicht mehr ganz so vielfarbig wie im Honeymoon der frühen Verliebtheit. Ein bisschen Auffrischung tut da verdammt gut.

Dorit und Max haben zwei Kinder: Konrad, ein Schwerstpubertierender, schleicht gebeugt wie Lazarus durch diese Phase tückischster Hormonirritation. Und Mascha, die Kleine, die noch ganz viel Muttiduft braucht, die Sache mit ihrem Bruder aber schon perfekt auf den Punkt bringt: „Oh, er hat wieder Pubertät.“  Gespräche zwischen Vater und Sohn haben ihren ganz speziellen Reiz. Konrad: „Papa, wie geht Atmen?“  Max: „Einatmen, ausatmen, in der Reihenfolge. Halt dich dran und pass auf, dass kein Rauch aus irgendwelchen Tüten dazwischenkommt.“

Stefan Schwarz, Jahrgang, 1965, ist mehrfach erprobter Ehemann und leidenschaftlicher Vater. Im „Magazin“, einer 1924 gegründeten Berliner Traditionszeitschrift, die von ihren Lesern auch gern als der „New Yorker des Ostens“ bezeichnet wird, bestreitet er eine monatliche Kolumne über das letzte Abenteuer der Menschheit, das Familienleben.

Mit seinen Geschichten hat er es zum Liebling der Erfurter Lesereihe gebracht. Als einziger Autor, war Stefan Schwarz regelmäßiger Gast in Erfurt, sowohl zur Herbstlese wie auch zur Frühlingslese und immer vor ausverkauftem Haus.

Der Mann ist ein Erlebnis und man muss ihn kennenlernen. Aber Vorsicht – „Das wird ein bisschen wehtun“.

Text und Fotos:  Holger John / VIADATA


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