Die Rechnung ohne den Wirt gemacht …

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Die Jenaer Polizei zieht Bilanz hinsichtlich des Fanverhaltens beim DFB-Pokalspiel zwischen dem SV Schott und dem Hamburger Sportverein am vergangenen Wochenende:

„Die allgemeine Sicherheitslage hatte ein freudbetontes Fußballevent für den vergangenen Sonntag im Ernst-Abbe-Sportfeld prognostiziert, das auf Seiten der Vereine, der Stadt, der Polizei und des DFB nicht auf gewalttätige Aktivitäten schließen ließ. Mit dieser Sichtweise wurde auch das Sicherheitskonzept des Veranstalters und der Polizei angelegt. Hierbei leistete der SV Schott als Amateurverein eine vorbildliche Arbeit.

Doch schon deutlich vor Spielbeginn sollte sich zeigen, dass die Rechnung ohne den Wirt gemachtwurde, da nicht mit den unsportlichen Absichten von Teilen der Fans aus dem FCC-Lager gerechnet werden konnte. Bereits in der Nacht vor dem Spiel wurde der abgestellte Spielerbus des HSV mit „Scheiß HSV“ besprüht.

Am Spieltag selbst überfiel eine Gruppe von ca. 20 FCC- Fans ca. 10 HSV- Fans am Burgauer Weg und raubte zwei Fanschals sowie eine HSV-Fahne. Es kam daraufhin zu einem Großeinsatz der Polizei, um der Täter habhaft zu werden. Die Personengruppe aus Jena konnte teilweise namentlichbe-kannt gemacht werden und wurde mit Platzverweisen belegt.

Weiterhin wurden vor dem Spiel im Stadtgebiet angereiste Hamburg-Fans durch eine Gruppe von ca. 30 FCC- Anhängern der ULTRA-Gruppierung verbal provoziert und musste wiederum durch Platzverweise von gewalttätigen Aktionen abgehalten werden.

Die Situation in der Stadt eskalierte weiter und die Hamburger Fans ließen mit Reaktionen auf das Verhalten der Jenaer nicht lange warten. So standen sich gegen 13.30 Uhr Gruppen von ungefähr 80 Jenaer Fans sowie 50 HSV-Anhängern in der Jenaer Innenstadt gewaltbereit gegenüber und konnten nur durch den Einsatz von körperlichem Zwang mit Pfefferspray durch die Polizei getrennt werden. Die Hamburger Zuschauer wurden daraufhin besonders geschützt ins Stadion geleitet.

Während des Spiels trafen dann im Stadion die Jenaer Fans wiederum in Erscheinung, indem sie die Hamburger Fans erneut verbal provozierten und danach flüchteten. Die Hamburger Fans nahmen dies zum Anlass, den Jenaern hinterher zu gehen und die körperliche Auseinandersetzung mit jenen zu suchen. Es musste erneut der Einsatz von Polizeikräften veranlasst werden und den Hamburgern wurde das Verlassen des Gästefanblocks untersagt, ein Teil wurde außerhalb des Stadions in Ge-wahrsam genommen. Mehrere Personen wurden namentlich bekannt gemacht. Nach dem Spiel wurde diese Gruppe in Polizeibegleitung genommen, um weitere Störungen auszuschließen.

Zum Spielende kam es zunächst zu einem erneuten Raub von Fanutensilien durch einen Jenaer im Bereich des Fanhauses, auch dazu wurden Ermittlungen aufgenommen.

In der weiteren Folge gab es dann bei Rückkehr der Fans zu ihren Fahrzeugen auf den zahlreichen Parkplätzen der Innenstadt zu einer weiteren Gewalteskalation. Eine 50-köpfige Gruppe FCC- Fans traf im Bereich Grietgasse–Ecke Gasthaus „Roter Hirsch“ auf ca. 30 HSV- Fans, beide Gruppen lieferten sich tätliche Auseinandersetzungen. Die Polizei musste wiederum Pfefferspray und Schlagstock einsetzen, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Im Zuge der Auseinandersetzungen wurden mehrere Widerstandshandlungen gegen Polizeibeamte begangen und zwei Polizeibeamte verletzt. Sie mussten sich einer ärztlichen Behandlung unterziehen. Ein Beamter wurde ins Krankenhaus ein-gewiesen. Als mutmaßlicher Täter einer Widerstandshandlung wurde ein FC CZJena-Fan ermittelt. Die Situation vor Ort konnte nur mit massivem Polizeieinsatz geklärt werden und hatte eine erhebliche Außenwirkung.

Insgesamt musste die Polizei 73 freiheitsentziehende Maßnahmen veranlassen, fünf Strafanzeigen im Zusammenhang mit Diebstählen und dem Raub von Fanutensilien aufnehmen sowie mehrere Verstöße nach dem Sprengmittelgesetz (Abbrennen von Feuerwerkskörpern) registrieren.

Nach Auffassung der Jenaer Polizei ist dies einem DFB- Pokalspiel völlig unwürdig, da es zu keiner Zeit um den SV Schott ging und deren Fans auch nicht beteiligt waren. Lediglich eine nicht unerhebliche Anzahl an Jenaer Ultra- und HSV-Fans haben durch ihr ungebührliches Verhalten dem Fußballevent und seinen Organisatoren einen schlechten Dienst erwiesen.