Weltliteratur-Handschrift des 14. Jahrhunderts in Gotha

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Die „Metamorphosen“ des Ovid sind eines der am meisten gelesenen Bücher der Weltliteratur. Der römische Schriftsteller erzählt hier zahlreiche Liebesgeschichten in allen nur denkbaren Konstellationen und mit einer Unzahl von Verwicklungen. Die Verwandlung in eine Pflanze oder ein Tier ist dann jeweils ein tröstlicher Schluss, der nach dem Scheitern ein Weiterleben ermöglicht und zugleich an die Naturerfahrungen der Leser appelliert.

Um 1330 setzt mit Dante eine neue und intensive Rezeption dieses Textes ein, die von Boccaccio und Petrarca fortgeführt wird und welche auch die von Ovid so ausführlich geschilderten Emotionen in den Blick nimmt. In diesem Kontext schreibt Petrus Berchorius seinen Ovidius moralizatus, eine grundlegend neue allegorische Deutung der Metamorphosen, die zu einem der erfolgreichsten Bücher des 14. und 15. Jahrhunderts wird. In Bologna entsteht um 1350 eine Ausgabe dieser Schrift mit über 200 Miniaturen, vermutlich im Auftrag eines oberitalienischen Adligen. Diese Bilder zeigen in aller Ausführlichkeit die unterschiedlichen Liebesaffären und die zahlreichen Verwandlungen.

Dieses prunkvolle Manuskript liegt seit langen in der Forschungsbibliothek Gotha. Es wird jetzt erstmals im Rahmen eines Forschungsprojektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) von Prof. Dr. Christel Meier-Staubach und Prof. Dr. Dieter Blume systematisch untersucht. Erste Ergebnisse dieser Forschungen sollen in dem Abendvortrag einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Der antike Mythos zu Zeiten Petrarcas. Eine bedeutende Ovid-Handschrift des 14. Jahrhunderts in Gotha.

Referenten: Prof. Dr. Dieter Blume (Universität Jena), Prof. Dr. Christel Meier-Staubach (Universität Münster)

Die Veranstaltung wird durch den Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. unterstützt.