Große Stubben sind Bodyguards für kleine Pflanzen

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Forstwirte, die sich beim Sanieren von Borkenkäfer-Schadflächen nicht bücken wollten? Weit gefehlt – im Schutz jeder einzelnen Hochstubbe gedeiht eine klimastabile junge Weiß-Tanne oder Buche. Foto: Dr. Horst Sproßmann/ThüringenForst

Erfurt (red/hs, 31. Dezember). Ein gewöhnungsbedürftiges Waldbild, das landauf, landab immer häufiger anzutreffen ist: Schadflächen, auf denen die Bäume nicht direkt am Wurzelstock abgesägt wurden, sondern in etwa zwei bis drei Metern Höhe.

Was für den Laien irgendwie nach Hangsicherung oder Panzersperre aussieht, ist schlicht und einfach eine Maßnahme aus der Trickkiste des naturnahen Waldbaus. Im Schutz dieser Stümpfe wird die neue Waldgeneration gepflanzt. Wer näher tritt erkennt schnell, dass in der Wurzelachsel unmittelbar am Baumstumpf eine junge Forstpflanze gesetzt wurde. Nicht irgendwo, sondern an der örtlichen Wetterseite. „Stockachselpflanzung“ nennen Forstleute diese Vorgehensweise. Das Verfahren stammt ursprünglich aus dem Hochgebirge, wo es neben dem mechanischen Schutz der Forstpflanze gegen Schnee, auch gleich dem Hang- und Lawinenschutz dient. Der große Vorteil in Thüringens Wäldern: Im Schutz der Hochstubben gedeihen junge Forstpflanzen besser. So lässt sich zügiger ein klimastabiler Mischwald begründen.

Im Hochgebirge erfunden und nicht nur dort geschätzt
Seine Vorteile kann das Verfahren in erster Linie in Hanglagen ausspielen, insbesondere bei schwierigen Standorten. So etwa an Süd-, also oft trockenen Hängen, wo die Wasserversorgung der auf Schadflächen gepflanzten, jungen Baumgeneration speziell in den Sommermonaten ggf. schwierig werden kann.

So werden die Anpflanzungen durch den Stock beschattet und vor Austrocknung im Tagesgang der Sonne geschützt. Durch den Trichtereffekt der Stockachsel wird außerdem am Stamm abfließender Regen, zusätzlich zu den Niederschlägen, gesammelt und dem Jungbäumchen zugeführt.

Gleichzeitig ist die Hochstubbe ein Nährstoffdepot und Wasserschwamm zum Vorteil des Nachwuchses. Durch die an der Hochstubbe vereinfachte Anflug- und Landemöglichkeit für Vögel, werden nicht nur weitere Baumsamen, etwa der Vogelbeere, natürlich verbreitet:

Auch Greifvögel nutzen die Hochstubbe für die Mäusejagd, was deren biologische Bekämpfung verbessert.

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