Ein Fest für das Laubmännchen

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Bach-Stammort Wechmar: Am 25. Mai 2012 geht es los! Das Laubmännchenfest zählt wohl zu den schönsten Bräuchen rund um Pfingsten. Vor 16 Jahren hat der Wechmarer Heimatverein den bis ins 19.Jahrhundert weit verbreiteten Brauch in seinem Heimatort neuentdeckt und lädt seit 1997 zum traditionellen Laubmännchenfest ein. Bisher sind schon fünfzehn Personen des Ortes als „Laubmann“ gekürt worden, welcher Mann oder Frau es im Jahre 2012 sein wird, ist am 25. Mai 2012, um 22 Uhr am Freitag vor Pfingsten zu erfahren.

Wer ist der Laubmann?
Der „Laubmann“, anderenorts auch „Grünkönig“, „Blätter- oder Graskönig“ genannt, ist eine Person, die ganz im grünen Blättergewand verhüllt ins festlich geschmückte Dorf einzieht und damit den Nachbarn verkündet, dass das Pfingstfest vor der Türe steht. In Wechmar kommt der Laubmann mal hoch zu Ross und seit zwei Jahren sogar im Trabant-Coupe. Der Reit- und Fahrverein Wechmar mit der Vorsitzenden Ingrun Röder und der „Ehrentrachtenmutter“ Magdalene Gleichmar haben sich seit dem ersten Tage der Schmückung des Wechmarer Laubmannes angenommen. Die ausgewählte Person bleibt bis zur Entdeckung geheim und wer den Laubmann errät, erhält in diesem Jahr den Titel „Wechmarer Laubfrosch 2012“. Bis 1900 feierten die Kinder Wechmars noch alljährlich dieses Fest und zogen mit dem Laubmann von Haus zu Haus, sie sangen Lieder, tanzten und erhielten von der Nachbarschaft kleine Geschenke. Vor dem Internationalen Trachtentreffen 1997 hat der Wechmarer Heimatverein nach fast einhundert Jahren Pause das alte Volksfest und den Brauch vom Einholen des Laubmannes ins Dorf wieder belebt und feiert ihn seit 16 Jahren mit fröhlichen Tänzen, Liedern und viel Musik.

Das Laubmännchenfest 2012
Pfingstfreitag, am 25. Mai 2012, um 18.00 Uhr öffnet der Festplatz vor dem Landhaus Studnitz in der Hohenkirchenstraße in Wechmar. Bereits am Donnerstag vor dem Fest werden die Mitglieder des Wechmarer Heimatvereins den Festplatz und den Brunnen mit dem frischen Grün der Birken sowie vielen bunten Bändern schmücken. Gegen 19 Uhr beginnen die Festprogramme.  Zum Tanz auf der Straßentenne rund um das Pfingstfest laden die Studnitztänzer sowie die Trachtentanzgruppe ein. Zum  Laubmännchenfest gehören natürlich auch die fröhlichen Lieder vom Chor des Heimatvereins, die dieser gemeinsam mit der Gesangsvereinigung Seebergen darbringen wird.

Nach den Tänzen und Liedern, die Grit, die Maibowlenkönigin kreieren wird, können die Mundartschwätzer nicht widerstehen, um sich Schnärzen und Schnurren aus dem Dorfleben zu erzählen. Dass der Dudelsack nach Thüringen gehört, beweisen die Wechmarer Mühlenpfeiffer, eine Gruppe des Thüringer Landestrachtenverbandes. Neben Volkstänzen aus Thüringen, werden die Studnitztänzer auch zeigen, wie schön es ist in einer lustigen Gruppe moderne Tänze aufzuführen. Wer Lust hat mitzumachen ist übrigens in jeder der acht Gruppen des Vereins herzlich zur Mitwirkung eingeladen. Zum Tanz auf der Tenne spielen die Vereinsmitglieder Evi & Erich.

Lukullische Traditionen rund um den Laubmann
Zum Laubmann gehören nicht nur die guten, aus dem Brauwasser des Thüringer Waldes gebrauten Gothaer Biere, zum Laubmännchenfest gehört auch die unverwechselbare Maienbowle. Grit Schack ist seit 15 Jahren die Braumeisterin des wohlschmeckenden und einfühlsamen Getränkes. Nach einer Geheimrezeptur richtet sie die Bowle an, holt bereits in den frühen Morgenstunden weiches Wasser aus den Hainbergsquellen, sammelt die wertvollsten Blüten und Kräuter, bereitet daraus einen bekömmlichen Sud, der sich als Maienbowle auf dem Gaumen der Gäste vollendet.

Natürlich ist auch der Bratwurstrost angebraten mit Rostbrätl, Würsten, Lamm und Ochs vom Spieß, so dass das Abendessen mit etwa sechs verschiedenen Gerichten rundum abgesichert ist.

Was gibt es noch zum Laubmännchenfest?
Wer nicht nur auf dem Festplatz feiern will, sondern gern in die Geschichte der Ortschaft eintauchen möchte, der ist eingeladen die Ausstellung „Auf den Spuren der Deutschen – Das Gräberfeld im Altfeld bei Wechmar“ zu besuchen, die der Wechmarer Heimatverein seit dem 4. Mai 2012 im Landhaus präsentiert.  Die ur- und frühgeschichtlichen Funde aus Wechmar, die vor 75 Jahren entdeckt worden sind, präsentieren den bedeutendsten Friedhof der Germanen in Mitteldeutschland.

Es war der Wechmarer Heimatverein e.V. der sich 1982 gründete und damit dem Dorf den entscheidenden Impuls gab, 1986 das Jubiläum „1.200 Jahre Wechmar“ zu feiern. In den letzten 30 Jahren hat der Verein wesentlich die Historie und die Zukunft des Bach-Stammortes dokumentiert.

Foto: Julia Hartung, Laubmännchen des Jahres 2011, fotografiert von Eva Kowalewski.