Man muss merken, dass etwas zusammen wächst…

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Pelé zählte Peter Ducke einst zu den zehn besten Fußballern der Welt. Die Ehrung kam nicht von ungefähr: Denn der Torjäger war beim FC Carl Zeiss Jena für Wunder zuständig. Und obwohl der „Schwarze Peter“ seine Karriere vor über drei Jahrzehnten beendet hat, ist er seinem Sport und seinem Verein bis heute als Fachmann und Fan erhalten geblieben. Oscar-Redakteur David Ortmann traf den 69-Jährigen und sprach mit ihm über den FC Carl Zeiss Jena und über die guten alten Zeiten.

Herr Ducke, richtig gut geht es dem FC Carl Zeiss Jena nicht. Nun hat auch noch FCCZ-Präsident Hartmut Beyer seinen Rücktritt angekündigt. Wie beurteilen Sie die Situation?


Es ist natürlich ganz wichtig, dass kompetente Leute im Präsidium und im Aufsichtsrat sitzen. Das gilt für jeden Verein. Aber die Wechsel beim FC Carl Zeiss gehen mir einfach zu schnell. Ein Kommen und Gehen. Da weiß doch keiner mehr, was so richtig gehauen und gestochen ist. Und die Fans und Fanclubs stehen manchmal auf verlorenem Posten.


Deutliche Worte!


Da muss endlich mal ein vernünftiges Konzept her, an das sich gehalten wird. Von ganz oben bis runter in die Kabine. Aber das geht ja nicht nur Jena so. Ich hoffe jedenfalls, dass diese Unruhe aufhört und Kontinuität rein kommt. In welche Richtung auch immer. Dass man auch mal wieder mit Herz und Seele dabei sein kann – und sich ruhig hinsetzen und ein ordentliches Fußballspiel sehen. Ob sie verlieren oder gewinnen ist eine ganz andere Frage, aber man muss merken, dass etwas zusammenwächst.


Pelé zählte Sie einst zu den zehn besten Fußballern der Welt. Haben Sie mal gegen ihn gespielt?


Wir haben mal in Brasilien gegen den FC Santos gespielt. Aber ich konnte leider nicht mitspielen, weil ich zum damaligen Zeitpunkt verletzt war.


In wenigen Wochen endet die Fußballsaison. Sie haben Ihre Karriere Ende des Spieljahres 1976/77 beendet. Können Sie sich noch an Ihr letztes Oberligaspiel erinnern?


Ja, ich durfte mein eigentliches Abschiedsspiel nicht mehr mitspielen, weil ich auswärts in Chemnitz die rote Karte bekommen habe. Der Schiedsrichter hat da komplett gepennt. Es hat ihm im Nachhinein auch leid getan. Aber da war es zu spät.


Sie konnten bei Ihrem eigenen Abschiedsspiel nicht dabei sein?


Das war eine Katastrophe! Ich habe von früh bis abends geflennt. Das war wirklich furchtbar.


In Österreich gibt es eine Briefmarke. Diese ehrt Sie mit dem Titel „Volksheld und Rebell“. Gab es einmal einen Moment, an dem Sie kurz vorm Aufgeben waren oder vielleicht sogar aufgegeben haben?


Nein. Bis auf einen. Als ich einen doppelten Schien- und Wadenbeinbruch erlitten habe. Ich stand damals mitten im Fußballer-Leben und hatte aufgrund der Diagnose gezweifelt. Aber ich hatte viele tolle Ärzte, Oberärzte und Professoren, die mir das Laufen wieder beigebracht haben. Gott sei Dank.


Was machen Sie jetzt? Sind Sie dem Fußball verbunden geblieben?


Ja. Es gibt viel zu tun. Ich mache seit 17 Jahren diese Fußball-Camps, wo die Vereine mich anrufen und ich von Kap Arkona bis Fichtelberg mit Zehn- bis Zwölfjährigen ein Trainingslager durchführe. Die Beteiligung ist immer sehr groß. Das ist Wahnsinn.


Jena ist auch eine Frauenfußballstadt. Am 26. Juni beginnt die Frauenfußball-WM in Deutschland. Wer wird Weltmeister?


Natürlich zeigen unsere Frauen geniale Fußballspiele. Wir sind da schon Mitfavorit. Ich habe übrigens die erste Fußballweltmeisterschaft der Frauen 1966 in Mexiko erlebt. Wir waren selbst dort. Das war ganz toll. Ich war so begeistert, dass das bis heute angehalten hat. Und ich werde auch wieder fast alle Spiele verfolgen.

Gespräch: David Ortmann

Publiziert: 11. Mai 2011; erschienen in der aktuellen Sport-Ausgabe von Oscar am Freitag